Ich kenne Günter Mey … – guenter. jedenfalls. Sie

Ich kenne Günter Mey oder – wie es sich so ziemt bei ihm – guenter mey, seit nunmehr nahezu zwei Jahrzehnten. Das ist für den lieben Günter sicher nicht so viel; gegeben das hohe Alter, in das er nun vorgestoßen ist, für mich aber doch sehr wohl; hat doch mein akademisches Leben tatsächlich mehr oder weniger zu der Zeit angefangen, als ich auch auf den guten Dr. – damals noch ohne Professor – Mey stieß. Von da an ließen sich nun unzählige Geschichten erzählen von der Silberlaube der Freien Universität, vom Berliner Methodentreffen, von blutverschmierten Toilettenräumen, von digitalen Welten, vom Journal für Psychologie, von anderen Konferenzen und anderen Menschen und WissenschaftlerInnen und unzähligen Welten im Hier und Da, von Streitereien, von Missverständnissen, gemeinsamen Kämpfen, Uneinigkeiten, Vorlieben, Wünschen und dann doch auch wieder Einheiten und Übereinkünften, Verständnissen, Zuhören und gegenseitigem Schätzen. Ich tue das nun alles nicht. Stattdessen schneide ich einen Tag aus; ich weiß nicht mehr wann – Günter Mey weiß ebenso nicht mehr wann, als wir – damals wie heute per Sie – auf dem Mey’schen Balkon saßen und zu dritt versuchten, die verbliebenen Zigarettenbestände im Mey’schen Haushalt zu leeren. Ich war grade so promoviert, irgendwie noch ganz junge Hoffnung, und Günter – ich nenne Sie einmal so, lieber Herr Mey – auch irgendwie noch, zumindest in den Augen der KollegInnen – “jung” und “Hoffnung”. Ich hatte gerade beim Journal für Psychologie ein Heft zur Polyamorie herausgegeben – zusammen mit Peter Mattes, der uns allen weiterhin – auch Dir lieber Günter – voraus hat, was wir auf uns zukommen sehen, schon im Rückspiegel zu haben; und dabei trotzdem zu wissen, dass es anders ist, dass es streitet und schimpft, dass wir trotz des Alters immer mehr sind und doch eben nicht wissen. Besagtes Heft war also erschienen, und ich saß da nun bei Herrn Günter Mey, der nun auch Professor war, und mit einer weiteren Person – Teilen meiner damalig polyamourösen Partnerschaft – auf dem Mey’schem Balkon und wir sprachen – zunächst über Stendal und Studieren, dann über Filme, schließlich über Musik, über Leben, über Lieben, Verlieren und Gewinnen, über Psychologie und Kunst, über Rauchen und Trinken, Schreiben und Veröffentlichen – und ganz am Schluss schließlich auch über das Eigentliche. Ich trage diesen Tag in meinem Herzen bis zum heutigen Tag. Lieber Herr Mey, seitdem sind sie mein Freund.

Und weil wir hier “im Internet” sind und weil ein Bild mehr sagt als tausend Worte – oder so heißt das doch, bin ich nun still und teile nur mehr Bilder.

Martin Dege