Wir tragen alle Masken, nicht erst seit Corona

Lieber Günter,

als Katja mich letztes Jahr wegen eines Beitrags zu deinem 60. Geburtstag ansprach, habe ich mich erst mal sehr gefreut.

Ich habe nachgedacht über die vielen Jahre, die ich deinen wissenschaftliche Weg freundschaftlich-kollegial verfolgt habe, seit du von Osnabrück ans Institut für Psychologie gewechselt bist und ich mich dir gleich verbunden fühlte durch deine frühe entwicklungspsychologische Video-Arbeit mit Jugendlichen. Unsere wichtigste Verbindung über all die Jahre war unsere geteilte Leidenschaft für die qualitative Forschung und Grounded Theory.

Doch denke ich auch gern zurück an deinen Einsatz für die /Neue Gesellschaft für Psychologie/. Später hast du mich mit gutem Rat unterstützt, als ich mich in einem /Emeriti-Programm des DAAD/ an die Universität Amman bewarb und ausgerechnet aufgrund meines Alters abgewiesen wurde.

Was schenkt man einem lieben Kollegen zum Geburtstag? Ich arbeite im Augenblick mit großer Begeisterung an einer Neufassung meiner Vorlesungen über die Grundlagen qualitativer Methoden für die ATLAS.ti Academy. Es soll dabei nicht zuletzt um theoretische Grundlagen der Kommunikation und des Fremdverstehens gehen, die gewöhnlich nicht in den Lehrbüchern stehen. Ich habe eine kleine kulturgeschichtliche Vignette aus der Vorlesung über /Semiotik: Zeichen und Bedeutung/ herausgelöst und in leichter Abwandlung dir gewidmet.

Ich hoffe, dass sie dir gefallen wird, auch wenn dir Carlo Ginzburg sicher vertraut sein wird. Ich wünsche dir trotz dieser distanzierenden Zeiten eine fröhliche Geburtstagsfeier mit Menschen – hoffentlich von Angesicht zu Angesicht – und ein kreatives neues Lebensjahrzehnt.

Dein Kollege Heiner