Hybride Objekte verbinden Personen und Generationen

Lieber Günter,

Was wünsche ich dir? Da ich mich seit Jahren über deine ausdauernde Produktivität wundere und längst vermute, dass deine Tage mindestens aus 40 Stunden bestehen müssen, wünsche ich dir noch ein paar Stunden mehr, für was wohl – Ruhe, Entspannung, auch mal Langsamkeit, die Sonne auf dem See glitzern sehen …

Und ich möchte mich bei dir bedanken: Erinnerst du dich an unser Gespräch im Hof der Muskauer Str.53 über Beendigung der aktiven Erwerbstätigkeit, Generationenwechsel, Gestaltung des Übergangs? Diese Themen beschäftigten mich damals und ich war entschlossen, mein Ausscheiden aus dem ISTA zur Rente hin aktiv zu gestalten, wusste aber noch nicht recht, wie. Dir fiel dazu ein Text von Franz Breuer ein, den du mir tatsächlich geschickt hast: Ich fand zum einen dein Interesse am Thema bemerkenswert und dann, dass du bei der Fülle deiner Aufgaben daran gedacht hast, mir den Text zu schicken. Dafür vielen Dank!

Und dann auch für die Anregung: Den Text “Hybride Objekte verbinden Personen und Generationen. Weitergabe – Gedenken – Transzendenz” fand ich sehr inspirierend. Breuer geht es ja um Objekte oder Artefakte, die zwischen Abtretenden und Nachfolgenden transferiert werden, womit auch eine Weitergabe von Vorstellungen, ethischen Maximen etc. erfolge, welche die sächlich-materiellen Eigenschaften der Objekte übersteigen. Breuer interessiert, was mit den Objekten beim Transfer von Vorgänger*innen und Nachfolger*innen passiert. Wie sie weiterleben, sagt er, sei gebunden an Aushandlungsprozesse zwischen Abtretenden und Nachfolgenden, die einen beteiligen sich mit Vermächtnisarbeit, die anderen mit Aneignungsarbeit usw.

Der Text hat mich angeregt, darüber nachzudenken, welche zu transferierenden Objekte/Artefakte, die für mein fachliches “Lebenswerk” stehen, ich bei meinem Ausscheiden aus dem ISTA hinterlasse. Auch, welche Art von “Vermächtnisarbeit” ich für mich sehe und wie ich mit meinen Kolleg*innen einen Aushandlungsprozess gestalten kann, in den ich einbringen kann, was mir wichtig ist, wohlwissend, dass es die Nachfolgenden sind, die über Kontinuitäten und Wandlungen entscheiden werden. Also vielen Dank für die Inspiration, die mich seither begleitet!

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Petra

PS: Einen Schritt habe ich bereits gemacht, lieber Günter: Ich trete zurück als Direktorin des ISTA. Seit gestern gibt es bei uns space für eine neue Leitungsstruktur.
2. Mai 2021