Wie alles begann …
Zunächst einmal finde ich es eine schöne Idee, Günter Mey zum Geburtstag in Zeiten von Distance Learning und Zoom-gesteuerter Kommunikation neben einer klassischen Festschrift einen Überraschungsblog zu widmen. Sehr gerne beteilige ich mich deshalb, vielen Dank für die Einladung.
Günter Mey und wie alles begann: Zugegeben, die Überschrift ist anmaßend, zumal ich ein unmittelbarer Zeuge seines zarten Knabenalters natürlich nicht bin. Dennoch, abgesehen vom allerengsten Familienkreis zähle ich mich zu den Menschen, die seine Anfänge zumindest sehr nah und eindrücklich erlebt haben.
Viele Stationen von Günter Mey, insbesondere die seines beruflichen und wissenschaftlichen Wirkens, werden andere zweifellos besser zu erzählen wissen als ich. Ich möchte mich deshalb auf ein paar wenige Rückblicke beschränken, die sonst vielleicht eher im Verborgenen geblieben wären.
Kennengelernt haben wir uns im Winter 1980/81 auf einer Party von Bolli Bollmann in Lingen an der Ems, meiner Heimatstadt. Er fiel durch sein langes Haar auf – seinerzeit nicht unüblich, da stand ich ihm nur unwesentlich nach – und fuhr trotz beträchtlicher Körperlänge mit einem original Mini Cooper umher, seinerzeit ein Erkennungszeichen der Familie Mey. Dies wirkte widersprüchlich, aber sein Sinn für Skurrilität gehört sicherlich zu den hervorstechenden Merkmalen seiner Persönlichkeit, abgesehen vom hintergründigen Humor.
Wir waren uns auf Anhieb sympathisch, haben viel gemeinsam gelacht und verstanden es ganz gut, uns und andere zu unterhalten. Aber wir teilten auch viele Ansichten und Haltungen und uns verband eine Besonderheit: Als wir uns kennenlernten, waren wir beide als Kriegsdienstverweigerer (KDVler) bereits vor dem Abitur anerkannt worden. Es ist heute kaum mehr vorstellbar, mit welchen Schikanen und Demütigungen seinerzeit ein Anerkennungsverfahren als KDVler verbunden war. Es jedoch schon in der ersten Verhandlung “geschafft” zu haben, galt beinahe als “Ritterschlag”, der uns beide mit Stolz erfüllte und einte.
Fortan begann für Günter und mich eine gemeinsame, ereignis- und erlebnisreiche Odyssee. Unsere erste gemeinsame Station war das Sprachheilzentrum am Werscherberg im Osnabrücker Land, wo wir unseren Zivildienst ableisteten. Dort verbrachten wir nicht nur arbeitsreiche Tage, sondern ebenso viele Abende, an denen wir schier endlose Gespräche über das Leben, Ich, ES, Gott und die Welt führten.
Der weitere Weg führte uns dann in eine Wohngemeinschaft zum Studium nach Osnabrück, wo Günter Psychologie und ich Biologie studierten.
Dort trennten sich auch unsere Wege wieder, aber der gemeinsame Faden riss in den all den Jahren nicht ab. Und so erstaunt es nicht, dass es ein Wiedersehen an der Uni Bayreuth gab, an der ich seit 2007 tätig bin und an der Günter vor ein paar Jahren habilitiert wurde.
Zu den hier genannten Stationen gäbe es jeweils unendlich viel zu erzählen, aber mit Rücksicht auf Geduld und Ausdauer der werten Leser*innenschaft dieses Blogs verweise ich auch auf die Fortsetzung, die hoffentlich im Jahr 2026 zu lesen sein wird.
Einstweilen gratuliere ich Dir, lieber Günter, ganz herzlich zum Geburtstag!
Alles Gute!
Ralf