Folien von Landschaft – erzählend abgehandelt im Januar bis Dezember 2020
von Dietmar Görlitz (Berlin)
als Bürger einer Stadtlandschaft
seinem lieben Freund und Kollegen Günter Mey zum Jubiläum im bestimmenden Wirken auf reichem Weg
Der Prof. Mey gewidmete Beitrag nutzt einige Seiten aus dem umfangreichen Buch von Landschaft, um darin zu blättern, dem Leser in gelegentlichen Beispielen vor Augen zu stellen, was bei aller Bedrohung als wirkender Ausschnitt von Natur, als Landschaft gefasst, noch gegenwärtig bleibt und sich der Erfahrung öffnet. Das verdeutlicht sich in einer Fülle von Erfahrungsmöglichkeiten, in repräsentierenden Formen, die hier als Folien gefasst werden.
Als solche Folien von Landschaft fungiert eine Vielfalt von Materialien, darunter Reiseberichte, Erfahrungen während des Wanderns, Träume und Vorstellungsbilder oder Bilder eines Kinderbuchs, auch Zeichnungen und Gemälde. Solche Folien sind “beschichtet”, bleiben durchsichtig, doch anders als etwa die getönten Scheiben eines ICE lassen sie sich im Prinzip vor die sichtbare Ausgangsgegebenheit “Landschaft” halten, sich mit ihr vergleichen, um Facetten bereichern. Wobei freilich die Folie jeweils durch ihre eigene Beschaffenheit den Blick ein wenig verändert, das sichtbar Gegebene einen Vorrang erhält, ohne außer Acht zu lassen, wie sehr Wahrnehmbares, Sichtbares selbst, aus dem Vorliegenden als “Landschaft” gemacht, mehr beizuordnen ist, denn als Kriterium dient. Es gibt historisch manch neue Wertungen und Entdeckungen – wie etwa die Landschaftsmalerei als selbständiger Partner des tradierten Historienbildes in der Kunst um 1800 oder die Achtung des “Erhabenen” als darin ausgezeichnetes Sujet.
Folien können sich in Gleichordnung ihres Ranges und wechselnd in ihrer Funktion, als Schlüssel in der Eröffnung eines Erfahrungsbereiches genutzt zu werden, überlappen, sich durchdringen. Sie halten in den vorgeführten Bereichen still an einem Moment von Dauer einer Landschaft, die selbst sich in erdgeschichtlichen Zeiträumen als veränderlich schichtet, wie es etwa die Olduvai-Region in Tasmanien lehrt.
In den Tagen der Vermischung und Verwandlung von Materialien durch technische Mittel wird hier, dem entgegen, versucht, beharrlich – wenngleich auch “vermittelt” – beim Original des Materials zu bleiben. Und es als Beleg sichtbar werden zu lassen. Ohne die blühende Schwärze eines berühmten Gemäldes zu nutzen – wie Botticelli den Frühling malte, oder den Glanz des Gezeigten ins Dunkel gerückt zu sehen – wie Pückler seine Funde entdeckte. Bedeutende Bereiche, so etwa Fotografie und Film, Lyrik, die Musik in ihren Werken bis hin zum Lied, sind dabei noch nicht berücksichtigt und sollen, wie ausführlicher auch die Landschaftsmalerei in ihren Entwicklungslinien, zu späterer Zeit weitergeführt werden.
Dieser Ansatz, hier etwas komplexer verdichtet vorgestellt, wird im Beitrag in eher erzählender, nicht zählender Form mit anschaulichen Belegen und umfänglichem Quellenmaterial konkreter verfolgt. Darunter finden sich Zitate aus Romanen, Berichte berühmter Reisender wie Humboldt als Naturforscher, Pückler als Wegberichter, Wanderungen langerstreckten Formats, Träume in
ihrer gestaltenden Aktivität, sorgsam und sparsam geschaffene Landschaften, wie sie die Zeichnung erlaubt, daneben große Sprach- und Bildgemälde abendländischer Kunst. Das ist oft ausführlich und am gewählten Beispiel genau, ohne zu versuchen, Präsentations- und Repräsentationsformen in der Darstellung von Landschaft, die Vielfalt des Beigetragenen in ein theoretisches Gerüst einzufügen. Es bleibt zunächst bei oft zugespitzten Thesen. Eingedenk Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen berührt der eigene Versuch, Folien an gemeinsam Gemeintem, an Landschaft, anzulegen, mehr zufällig die Strategie von Roland Barthes, der folgend er Mythen des Alltags herausarbeitete. Veröffentlicht muss der Beitrag wegen der zahlreichen Lizenz- und Copyright-Fragen in dieser Form einer “Anzeige” verbleiben. In seiner ausführlichen Fassung liegt er als Privatexemplar [Link] mit persönlichem Zugang in der Hand des mit der Festschrift Geehrten, ihm Lust zu wecken, selbst zu schauen – nach langer, erfüllter Partnerschaft gemeinsamer Arbeit.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. Dietmar Görlitz
(ehem. TUB und FUB)
Enzianstraße 2
12203 Berlin